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last update: 01. Juni 2023
100jähriges Jubiläum Delmenhorst



Entstehung und Entwicklung der
 
Methodistengemeinde Delmenhorst

(entnommen aus der Festschrift zum Jubiläum 1959)

Die Christuskirche an der Bremer Straße, erbaut im Jahre 1911 unter P. Hermann Meyer
Die Christuskirche, Bremer Straße 26 im Jahr 1959


Aus ersten Quellen

Beim Rückblick auf die einhundertjährige Geschichte der Methodistengemeinde Delmenhorst erkennen wir deutlich das Wollen und Walten Gottes. Die Gründung der Gemeinde in unserem damals noch kleinen Landstädtchen ist nicht auf menschliches Planen zurückzuführen. Unsere methodistischen Pionierprediger sind auf göttliches Geheiß hin zu uns gekommen. Sie waren beseelt von dem Geist des Vaters der methodistischen Erweckungsbewegung, dessen Losung war: „Die Welt ist mein Kirchspiel, und Seelen zu retten ist mein Beruf!' John Wesley (1703 bis 1791), Geistlicher der anglikanischen Hochkirche, war am 24. Mai 1738 in einer kleinen Versammlung in einem Hause der Aldersgate-Straße in London bei der Vorlesung von Luthers Vorrede zum Römerbrief zur Heilsgewißheit gekommen. So erklärt es sich, wenn Prof. Lezius (Königsberg) schreibt: „Der echte Methodismus ist nichts anderes als richtig verstandenes Luthertum!' Die kraftvollen Predigten Wesleys und seiner Mitarbeiter erweckten viele aus dem Sündenschlafe. Es entstand die große Erweckung, die auch nach Amerika ihre Boten entsandte. Der neue Erdteil war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bekanntlich das Auswandererziel von fast 5 Millionen Deutschen. Durch Begegnung mit Methodisten wurden viele von ihnen zum lebendigen Glauben an Jesus Christus geführt. Sie teilten ihren Angehörigen in Deutschland diese entscheidende Wende ihres Lebens mit und mahnten diese zur Bekehrung. Mit der Bitte, Prediger nach Deutschland zu entsenden, um hier in den geistlich toten Gebieten zu evangelisieren, wandten sie sich an die Leitung der Methodistenkirche in Amerika. Daraufhin wurde im Jahre 1844 Dr. William Nast nach Deutschland gesandt, um hier die religiösen Zustände und die Frage der Religionsfreiheit zu prüfen. Dr. Nast riet zunächst ab. Auf der Generalkonferenz der Methodistenkirche im Jahre 1848 in Pittsburg machten er und Dr. Ludwig S. Jacoby die Bischöfe aber darauf aufmerksam, daß in Deutschland eine neue Lage entstanden sei. Der Vertrag von Frankfurt a. M. 1848 sicherte nämlich u. a. auch volle politische und religiöse Freiheit zu. Nicht zuletzt gedrängt durch Bittschriften aus Deutschland selbst, beschlossen im Mai 1849 die Bischöfe und das Missionskomitee, Bischof Morris mit der Aufgabe der Aussendung von Predigern nach Deutschland zu beauftragen. Als erster wurde Dr. L. S. Jacoby ernannt, der Jahre zuvor von Deutschland nach Amerika ausgewandert und hier durch methodistische Verkündigung zur Bekehrung gekommen war. Bereitwillig folgte er dem Ruf ins Predigtamt, das er zu einem großen Teil im alten Vaterland ausüben sollte. Jacobi landete am 7. November 1849 mit dem Dampfer „Hermann", von New York kommend, in Bremen, womit der Auftakt methodistischer Evangelisationstätigkeit in Deutschland gegeben war. Vier Wochen bemühte er sich um ein geeignetes Versammlungslokal. Zwischendurch, am 16. Dezember, folgte er einer Einladung nach Achim, wo er eine kleine Versammlung halten konnte. Eine Woche später, am 23. Dezember 1849, predigte er zum ersten Male im Krameramtshause in Bremen vor etwa 400 Zuhörern über das Wort: „Gott will, daß allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen" (1. Tim. 2, 4). Das Verlangen nach Gottes Wort wurde größer, die Arbeit vermehrte sich, so daß Predigtstationen aufgenommen werden konnten. Hilfe kam ihm am 7. Juni 1850 mit den Predigern C. H. Döring und L. Nippert, die von New York aus entsandt worden waren. Am 14. Juli waren bereits 8 Predigt-Stationen aufgenommen.


Delmenhorst wird entdeckt

So nahe auch Delmenhorst bei Bremen lag, wurde es doch nicht sogleich von den methodistischen Sendboten erreicht. Der Strom des Segens bahnte sich nach anderen Richtungen hin sein Bett. Im Jahre 1853 wurde aber das Oldenburger Land in die Arbeit einbezogen und als „Oldenburger Mission" bezeichnet. Im Gegensatz zu Hannover und Braunschweig, wo der methodistischen Mission die größten Schwierigkeiten erstanden, hatten unsere Prediger in Oldenburg volle Freiheit. Damit ist nicht gesagt, daß weite Kreise aufgeschlossen waren, denn das Oldenburger Land hat Erweckungen größeren Stils nicht erlebt.

C. H. Döring, Gründer der Gemeinde
C. H. Döring, Gründer der Gemeinde


Jacobi sandte sogenannte Kolporteure aus, die Bibeln und christliche Literatur verbreiten und das Evangelium von Mensch zu Mensch tragen sollten. Diese - Chr. Feldmann, W. Fiege und Poppe - gingen fleißig ans Werk. Sie sprachen mit den Menschen über ihr Seelenheil und waren bemüht, Wohnungsinhaber zu finden, die bereitwilligst Räume für Predigtversammlungen zur Verfügung stellten. So wurde die Arbeit auf den Dörfern begonnen und in Stuben das Evangelium verkündigt. Missionar C. H. Döring, Gehilfe W. Fiege und Ermahner Chr. Feldmann verkündigten als erste Boten unserer Kirche das Evangelium in unserem Lande.
Am 28. Februar 1857 tagte die erste Vierteljährliche Konferenz der „Oldenburger Mission" in Hasbergen. Delmenhorst, das nach dem Protokoll wohl als Sammelname für die weitere Umgebung aufzufassen sein dürfte, hatte damals 50 Sonntagsschüler und 7 Lehrer; Oldenburg, wohl Bezeichnung für den nördlichen Teil des Landes, 36 Schüler und 5 Lehrer. Um Delmenhorst gruppieren sich die Predigtstationen Hasbergen, Deichhorst, Varrelgraben, Barkendamm, Neerstedt, Nuttel und Dingstede. Am 6. November 1858 tagte die erste Vorstandssitzung in Hasbergen unter dem Vorsitz von Prediger Rodemeyer. Die ersten Protokolle der Vierteljährlichen Konferenzen der „Oldenburger Mission" sind von L. S. Jacoby unterzeichnet.


Es geht voran — Erste Kapelle

Die erste Vierteljährliche Konferenz des nun selbständigen Delmenhorster Bezirks fand am 5. Februar 1859 in Delmenhorst statt. Den Vorsitz führte C. H. Döring als Vorstehender Ältester. Aufsichtsprediger des Bezirks war Prediger A. Rodemeyer. Weil im Jahre 1859 die erste Vierteljährliche Konferenz in Delmenhorst gehalten wurde, wird dieses Jahr als das Gründungsjahr des Gemeindebezirks Delmenhorst genannt. Registriert sind jetzt 70 Sonntagsschüler, 11 Lehrer und 50 Glieder. In der Gemeinde wird strenge Kirchenzucht geübt. Immer wieder erscheint der Vermerk „Ausgeschlossen". Trotzdem — oder dürfen wir sagen: eben deswegen — wächst das Werk von Jahr zu Jahr. Prediger A. Rodemeyer folgen mit kurzen Terminen die Aufsichtsprediger J. E. Pucklitzsch, A. G. Bruns, E. H. Peters. Das Bedürfnis nach einem eigenen Gotteshaus macht sich bereits bald nach den ersten Anfängen bemerkbar. Nach ernsten Gebeten und gründlichen Überlegungen wird darum unter der Arbeit von Prediger Peters 1861 der Beschluß gefaßt, das Anwesen der Witwe Bohlmann in Deichhorst, jetzige Besitzerin Fräulein Hanna Böning (Bäckerei "Bachmann), Oldenburger Straße 175, käuflich zu erwerben. Durch Umbau entstehen Versammlungsraum und Predigerwohnung. Die Gottesdienste werden jetzt regelmäßig gehalten, so daß es nicht mehr nötig ist, zu Fuß nach Bremen zu gehen, wie es in der Anfangszeit oft geschehen war, um eine methodistische Predigt zu hören oder das heilige Abendmahl zu empfangen. Im Jahre 1863, während der Amtszeit von Prediger A. Lüring, zählt die Gemeinde 90 Glieder und 14 Probeglieder. Im selben Jahre wird die Kapelle renoviert. Die Bezirksarbeit ist beschwerlich, denn die weit auseinander liegenden Predigtplätze müssen zu Fuß bedient werden. Zur Mitarbeit werden darum die „Zöglinge" der 1858 in Bremen gegründeten „Missionsanstalt" (Predigerseminar, seit 1869 in Frankfurt a. M.) herangezogen. Es war für diese zugleich ein Stück praktische Ausbildung, wenn sie sich — nach dem Studium von Dienstag bis Freitag — am Sonnabend auf den Weg machten, um die weit auseinander liegenden Predigtstationen rechtzeitig zu erreichen. Sie hatten am Sonntag mehrere Male zu predigen und zwischendurch zu marschieren. Unterwegs boten sich ihnen gute Gelegenheiten, mit Menschen über ihr Seelenheil zu sprechen. Am Montag wurde der Rückmarsch nach Bremen angetreten. Manches am Wege liegende Haus — erwähnt sei das der Familie Dauelsberg — ist von Zöglingen besucht worden. Dabei wurde nicht nur Gastfreundschaft genossen, sondern köstliche Stunden der Rast wurden für geistliche Gespräche ausgenützt. Wie groß war immer die Freude, wenn sich hin und her in den Häusern Menschen bekehrten.
Nicht nur mit der „Missionsanstalt", sondern auch mit den anderen Einrichtungen der Methodistenkirche wußte sich die junge Gemeinde verbunden. Als 1860 in Hastedt die Druckerei, das spätere „Traktathaus", gegründet wurde, so daß die kirchlichen Blätter „Der Evangelist" und „Der Kinderfreund" nun in eigener Druckerei hergestellt werden konnten, setzten sich die Delmenhorster Methodisten für die Verbreitung der Zeitschriften mit ein. An den ersten Tagungen der Jährlichen Konferenz in Bremen nahmen gewiß auch Delmenhorster teil.
Nach Prediger Lüring — dessen Sohn, der spätere Missionar und Sprachforscher Dr. Emil Lüring am 9. Dezember 1863 in Delmenhorst geboren wurde — bedienen die Prediger C. G. Dietrich, J. Staiger, E. Pucklitzsch und C. Raith den Bezirk Delmenhorst. 1870 entsteht unter der Arbeit von Prediger Pucklitzsch der Gemischte Chor der Gemeinde. Manches Samenkörnlein des göttlichen Wortes ist durch die Sängerinnen und Sänger seit jener Zeit ausgestreut worden. Der Krieg 1870/71 hatte auch aus den Reihen der Gemeinde manchen Mann unter die Waffen gerufen. Die Gemeinde daheim war aber in dieser Zeit nicht müßig. Das Evangelium wurde mit großem Eifer hineingetragen in die Herzen und Häuser derer, deren Angehörige im Felde waren. Auch die äußere Not wurde nach besten Kräften gelindert.
Nach dem Kriege dienen der Gemeinde die Prediger B. Schröder, Chr. Schwarz, J. Wischhusen und A. Schilde als Gehilfe.

Methodistenkirche 1880 bis 1911
Die erste Methodistenkirche an der Bremer Straße 26


Der Platz wird gewechselt

Einen kühnen Schritt wagt die sich in gesunder Vorwärtsentwicklung befindende Gemeinde im Jahre 1879. Es wird der Beschluß gefaßt, das alte Gemeindeeigentum zu verkaufen und eine Kapelle mit Wohnhaus zu bauen. Zu diesem Zweck wird das neben dem evangelischen Friedhof liegende Grundstück an der Bremer Straße käuflich erworben. Am 5. Dezember 1880 wird die neue Kapelle eingeweiht.
Es folgen die Prediger A. Prante, J. von Oehsen, G. Nötzold, H. Mäder. Als Gehilfen dienen E. Beck, P. Tönjes, F. von Minden.
In der Erkenntnis, daß der Jugend besondere Aufmerksamkeit zu schenken ist, wird im Jahre 1887 der erste Jünglingsverein gegründet. Der Bezirk zählt nun 194 Glieder und 19 Probeglieder, davon gehören nach Neerstedt 66 Glieder und 3 Probeglieder. Unter Prediger Nötzolds Arbeit entsteht im Jahre 1891 neben dem Gemischten Chor der Männerchor. Das zuerst vorgetragene Lied war: „Stehet auf, ihr Gotteszeugen, werfet hoch auf das Panier." Das sollte das Motto des Chores auch in künftigen Zeiten bleiben. Zu dem Männerchor kommt 1906 noch ein Posaunenchor, dessen erster Dirigent Hermann Böning (jetzt U.S.A.) war. Alle Chöre wirken seit ihrer Entstehung fleißig mit am Werk des Herrn.
In den Jahren 1898 bis 1909 wirken in Delmenhorst die Prediger E. Schmidt, D. Bargmann, Ph. Lutz. Sie haben des öfteren einen Gehilfen zur Seite, der jeweils in Neerstedt wohnt. Mancher spätere gesegnete Prediger unserer Kirche hat in der „Predigerhochschule Neerstedt" seine ersten Gehversuche gemacht. Die biederen Oldenburger Bauern ließen es den jungen Männern gegenüber an guten Ermahnungen nicht fehlen. Ein gesegneter Mitarbeiter war mehr als vier Jahrzehnte auch der Lokalprediger Heinrich Lange aus Hasbergen, der weite Wege zu Fuß machte, um die Predigtplätze zu bedienen. Über die Erfahrungen, die Br. Bargmann in Delmenhorst machen durfte, hat dieser dem Schreiber dieses Berichtes selber erzählt. Besonders in den Abendgottesdiensten war der Besuch überaus gut, so daß oft die Plätze kaum ausreichten. Die Gemeinde wurde gefestigt, und Sünder wurden bekehrt.
Im Jahre 1909 wird Neerstedt selbständiger Bezirk. Prediger Johs. Eden, der bereits seit 1907 in Neerstedt wohnt, wird Aufsichtsprediger des neuen Bezirks. Später wurde Neerstedt wieder mit Delmenhorst vereinigt. Einige Jahre gehörte es auch zu Bookholzberg.


Grüppenbühren wird Station

Mit der Berufung von H. Meyer als Prediger nach Delmenhorst (1909) beginnt ein neuer Abschnitt der Gemeinde. Von heiligem Vorwärtsdrang beseelt, beginnt Br. Meyer im Jahre 1910 die Arbeit in Grüppenbühren, wobei er von treuen Mitarbeitern seiner Gemeinde unterstützt wird. Zu nennen ist hier der Kaufmann Wilhelm Hering, der als Lokalprediger an manchem Sonntag zwei- und dreimal predigte und für die Erreichung seiner Plätze keinen weiten Fußweg scheute. Die ersten Versammlungen in Grüppenbühren wurden in einem Hause des Sandsteinwerkes gehalten. Der Besuch war von Anfang an recht gut. Bald wurde im Hause Großkopf für Gottesdienst und Sonntagsschule ein Saal eingerichtet und gemietet.


Die Christuskirche — Erster Weltkrieg

In Delmenhorst selbst wurden zu dieser Zeit ebenfalls neue Plane gefaßt. Das Gotteshaus erwies sich nicht nur als zu klein, sondern es zeigten sich an diesem auch mancherlei Mängel. Es wurde darum ernstlich überlegt, das alte Haus abzubrechen und ganz neu zu bauen. Als einige Brüder der Gemeinde, die „das Ansehen" hatten, kurzerhand erklärten, für Reparaturen an der alten Kirche würden sie nichts geben, wohl aber zu größeren Opfern für eine neue Kirche bereit sein, wurde der Neubau beschlossen. So nimmt die Gemeinde am 4. Juni 1911 Abschied von der ihr so liebgewordenen Kapelle. Schon am Montag, 5. Juni, wird in aller Frühe mit dem Abbruch begonnen und bereits am 19. Juli der Grundstein für das neue Gotteshaus gelegt. Das Richtfest findet am 6. August statt. Während des Bauens finden die Gottesdienste im Burschenheim der Wollkämmerei statt, die Bibelstunden bei Geschw. Harms, Lange Straße 70, und bei Geschw. H. Imhoff, Stedinger Straße. Im Hause Imhoff ist auch viele Jahre gepredigt und Sonntagsschule gehalten worden. Es war ein großer Tag, als am 22. Oktober 1911 die neue Christuskirche eingeweiht und dem Dienste Gottes übergeben wurde. Direktor Dr. P. G. Junker vom Predigerseminar in Frankfurt a. M. hielt die Einweihungspredigt über Lukas 24, 46. 47: „Also ist's geschrieben, und also mußte Christus leiden und auferstehen von den Toten am dritten Tage und predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Volkern und anheben zu Jerusalem!" Die Stadt war durch Herrn Bürgermeister Hadenfeld und Senator Eisenkolb vertreten. Nur zwei Jahre war es H. Meyer vergönnt, in der neuen Kirche als Prediger zu wirken. Als er 1913 in das Amt eines Distriktssuperintendenten berufen und nach Zwickau in Sachsen versetzt wurde, folgte ihm Prediger A. Mehner. Er schreibt in seinem Bericht: „Ich habe eine gut organisierte Gemeinde übernommen, in welcher gesunde Frömmigkeit wohnt!" A. Mehner sollte mit seiner Gemeinde die schwere Zeit des ersten Weltkrieges und der Nachkriegszeit durchleben. Die elf Gefallenen der Gemeinde haben spürbare Lücken hinterlassen. Nach Einberufung des Gemeindepredigers wurde F. Bierwirth für einige Zeit nach Delmenhorst beordert. Nach seinem Weggang wurde die Gemeinde von Bremen aus bedient. Der damalige Schriftleiter unserer kirchlichen Zeitschriften, Prediger P. Grünewald, ist von jener Zeit her unseren älteren Geschwistern noch in lieber Erinnerung.


Neue Gelegenheiten und Aufgaben

Von 1920 bis 1936 sind E. Bräunlich, O. Schüppel und E. Marquard als Prediger in Delmenhorst tätig. Die Gehilfen H. Plat, F. Schindehütte und J. Fielitz stehen ihnen zeitweise zur Seite. Als Gemeindeschwestern haben in Delmenhorst die Diakonissen Anna Wolring, Auguste Schmidt und Hilkeline Lücht treu gearbeitet. In den zwanziger Jahren gibt es vielerorts geistliche Erweckungen. Der Gesamtbezirk Delmenhorst-Neerstedt-Grüppenbühren zählt 1927  430 Glieder.
Im Juni 1921 durfte die Gemeinde Delmenhorst die damalige große „Norddeutsche Konferenz" beherbergen. Den Vorsitz führte der unvergeßliche Bischof D. Dr. J. L. Nuelsen. Für die Beherbergung der Konferenzgäste öffneten viele angesehene Bürger der Stadt bereitwillig ihre Häuser. Am Konferenzsonntag fand der Gesanggottesdienst in der evang. luth. Stadtkirche statt, die überfüllt war. — Vermehrte Aufmerksamkeit wird der Kinder- und Jugendarbeit gewidmet. Die Sonntagsschulen des Bezirkes blühen und gedeihen. Aus dem ehemaligen Jünglingsverein ist schon früher ein Jugendbund geworden. Erstmalig tagt im Jahre 1922 in Delmenhorst die Oster-Sonntagsschulkonvention mit Dr. Friedrich Wunderlich als Referent.
Der Schaffensdrang Br. Schüppels und seiner Mitarbeiter findet sichtbaren Ausdruck in dem Bau der „Friedenskirche" in Grüppenbühren, die im Oktober 1929 dem Dienste Gottes übergeben wird. — Neerstedt und Grüppenbühren werden von Delmenhorst gelöst und zu einem Bezirk vereinigt. Der erste Aufsichtsprediger dieses Bezirkes ist Ernst Putzke, dem die Brüder J. Gilsoul (1932) und J. Georgi (1935) folgen. Neerstedt gehört seit 1947 wieder zu Delmenhorst.

Inneres der Christuskirche 1959
Inneres der Christuskirche 1959




Es muß durchstanden werden

Eine schwere Zeit sollte Prediger A. Schmalfuß in den 11 Jahren seiner Wirksamkeit in Delmenhorst mit der Gemeinde durchleben. Der zweite Weltkrieg rief nicht nur eine große Anzahl von Brüdern unter die Waffen, sondern forderte auch seine Opfer draußen und daheim. Zudem wurden Kirche und Pastorat von Phosphorbomben getroffen und schwer beschädigt. Es ist dem raschen und mutigen Eingreifen von Familie Schmalfuß zu verdanken, daß kein größerer Schaden angerichtet wurde. Als aber im März 1945 durch in der Nähe fallende Bomben infolge Luftdrucks die Ziegel des Kirchensaales abgedeckt wurden und andere schwere Schäden entstanden, mußten die Gottesdienste in die Predigerwohnung verlegt werden. 1946 gelang der Gemeinde eine vorläufige Wiederherstellung der Kirche, so daß die Gottesdienste fortan wieder im großen Kirchensaal abgehalten werden konnten. Die im Kriege abgenommene Glocke 1 war nicht wieder zu erlangen. Die Gefallenen-Gedenktafel trägt 24 Namen, die uns eine stete und ernste Mahnung sind.


Die letzten 12 Jahre - Ein Wort der Besinnung
 
Die seit 1926 bestehende Nordwestdeutsche Konferenz, die 1947 zum zweiten Male in Delmenhorst tagte - zum ersten Male 1934 -, brachte für Prediger Schmalfuß die Versetzung nach Wilhelmshaven. Ihm folgte Prediger W. Laubsch. 1952 wurde Prediger A. Inhoff nach hier versetzt. Nach seiner Pensionierung übernahm Prediger Fr. Müller nach achtjähriger Tätigkeit als Leiter und Evangelist der Evang.-Freikirchlichen Zeltmission (Methodistenkirche - Evang. Gemeinschaft) nach Ordnung unserer Kirche den Seelsorgedienst in Delmenhorst.


Feierstunde beim Empfang der Jubiläumsglocke, 10. Oktober 1959

Daß die Gemeinde in allen Jahren den Drang nach evangelistischer und volksmissionarischer Tätigkeit gewahrt und bewiesen hat, darf mit Dank bezeugt werden. Schon im Sommer 1924 war sie mitbeteiligt an einer großen Zeltmission in Delmenhorst. Zelte der Methodistenkirche waren 1930, 1952, 1954 und 1959 in unserer Stadt. Der Dienst der Sänger und Bläser war immer evangelistisch ausgerichtet. Ihre Einsätze ermöglichten Freiversammlungen und Großveranstaltungen in Kirchen und in anderen Räumen. - Der Frauendienst ist in zwei Gruppen tätig. Sonntagsschulen im Raum Delmenhorst sind außer in der Christuskirche in Düsternort und in Hasbergen. Bibelstundenplätze sind Ganderkesee und Hasport. In der Allianz und Oekumene stehen wir zusammen mit allen Evangelischen unserer Stadt.
Unsere Filialgemeinde Neerstedt, die von Delmenhorst aus regelmäßig bedient wird, hatte am Sonntag, 18. Oktober 1959, den großen Tag des hundertjährigen Bestehens ihrer Kapelle. Auch hier wird volksmissionarisch gearbeitet. Es bestehen ein Gemischter Chor, eine Sonntagsschule und ein Jugendkreis.
Nicht immer ist es bei uns in gleicher Weise vorangegangen. Die Gemeinde kennt auch Stillstand und Rückgang. Aufrichtig bekennen wir unsere Versäumnisse und Verfehlungen und bitten Gott, daß er uns neu belebt und uns tüchtiger macht zum Werk der Seelenrettung. In unserer immer größer und schöner werdenden Industriestadt mit ihrer volkreichen Umgebung haben wir eine große und weitreichende Aufgabe. Auch wollen wir uns immer neu rufen lassen zur tatkräftigen Unterstützung der Werke der inneren und äußeren Mission und aufrichtig bemüht sein, unser Christentum unter Beweis zu stellen. Möchte unsere Gemeinde immer mehr zu einem Licht werden, das weithin leuchtet!
Daß wir am Jubiläumssonntag erstmalig wieder unsere Gottesdienste mit zwei Glocken einläuten dürfen, sei dankbar und freudig erwähnt. Weil alle Bemühungen, die im Kriege abgenommene Glocke 1 wieder ausfindig zu machen, fehlschlugen, entschlossen wir uns für die Bestellung einer neuen Glocke. Diese wurde am 28. September d. J. in der Glockengießerei Otto in Bremen-Hemelingen mit zusammen 7 anderen Kirchenglocken gegossen. Die Inschrift unserer Glocke lautet: „Zusammenhalt in Christi Geistgewalt. Konferenzlosung 1959." Am Sonnabend, 10. Oktober, wurde die neue Glocke gebracht, bei welcher Gelegenheit am Nachmittag dieses Tages unter Mitwirkung des Posaunen- und des Gemischten Chores der Gemeinde vor dem Kircheneingang eine Glockenfeier stattfand. Anschließend erfolgte der Aufzug der Glocke. Nun hängen im Turm unserer Christuskirche wieder zwei Bronzeglocken, eine H- und eine D-Glocke, die durch elektrischen Antrieb zur Ehre Gottes erklingen und zum Hause des Herrn rufen. Für die Beschaffung der Glocke hat die Stadt Delmenhorst 1000 DM gespendet, was mit herzlichem Dank vermerkt wird. Für die im Laufe dieses Sommers durchgeführte Innenrenovierung der Kirche, für Reparaturen und für den verbleibenden Kostenteil der Glocke haben Glieder und Freunde der Gemeinde und einige Betriebe und Unternehmen unserer Stadt gern und willig ihre Opfer gebracht. Der Segen Gottes ist dafür gewiß. Wir alle aber wollen den Herrn preisen für sein Walten in der einhundertjährigen Geschichte unserer Gemeinde und uns Ihm neu zum Dienst weihen.


„Schließet die Reih'n, treu laßt uns sein!"




 

Delmenhorst  
  Evangelisch-methodistische Kirche
Christuskirche
Bremer Straße 26
27749 Delmenhorst
 
Neerstedt  
  Evangelisch-methodistische Kirche
Kapelle Neerstedt
Dorfstr. 18
27801 Neerstedt
 
Info  
  Seit 1947 bilden die Gemeinden Delmenhorst und Neerstedt einen Bezirk.