Auszug aus den:
Nachrichten
für Stadt und Land
Zeitung für oldenburgische Gemeinde- und Landesinteressen
Nummer 312 Oldenburg, Freitag, den 16. November 1934 68. Jahrgang
75jähriges Jubiläum der Methodistengemeinde
Delmenhorst
Delmenhorst, 15. November
Die hiesige Methodistengemeinde kann das Fest ihres 75jährigen Bestehens feiern. Es war im Jahre 1859, als hier am Orte die erste Vierteljahreskonferenz tagte, nachdem zuvor Delmenhorst wie auch Oldenburg noch weiterhin von Missionaren und deren Gehilfen bedient wurde. Der Bezirk, zu dem weiterhin Hasbergen, Neerstedt, Deichhorst, Varrelgraben und Barkendamm gehört, hatte als ersten Prediger A. Rodemeyer. Trotz strenger Kirchenzucht wächst das Werk von Jahr zu Jahr. 1861 wird der Beschluß gefasst, das Anwesen der Witwe Bohlmann in Deichhorst (jetzt Bädermeister Böning) käuflich zu erwerben. Es wird eine Kapelle gebaut, die schon im Jahre 1863 renoviert werden muß wegen des Anwachsens der Mitgliederzahl. 1870 wurde vom Prediger Sudlich der Gemischte Chor gegründet. Der 70er Krieg sah manchen aus den Reihen unter Waffen. 1879 wurde das alte Gemeindeeigentum auf Beschluß verkauft und schon ein Jahr später eine neue Kapelle eingeweiht.
Im Jahre 1887 entsteht der erste Jünglingsverein der Gemeinde. Der Bezirk besteht nunmehr aus 194 Gliedern, wovon nach Neerstedt 66 Mitglieder gehören. Unter Prediger Nötzolds Arbeit entsteht neben dem Gemischten Chor der Männerchor, zu dem sich dann weiterhin im Jahre 1906 noch der Posaunenchor gesellt. Neerstedt wird 1909 selbständiger Bezirk.
Am 4. Juni 1911 feiert die Gemeinde eine Abschiedfeier für die alte Kapelle. Schon am Tage darauf beginnt der Abbruch und am 19. Juli die Grundsteinlegung zur neuen Kapelle. Während des Baues fanden die Gottesdienste im Burschenheim der RW & St statt, das kostenlos zur Verfügung gestellt war.
Es war am 22. Oktober 1911, als man die nun stattliche Kirche an der Bremer Straße einweihen konnte. Die Einweihungsrede hielt Direktor Junker (Frankfurt). Die Stadt Delmenhorst war durch Bürgermeister Hadenfeldt und Senator Eisenkolb vertreten.
Prediger Alfred Mehner, der im Jahre 1913 das Werk übernahm, schreibt in seinem Bericht: Ich habe eine gut organisierte Methodistengemeinde übernommen. Im Laufe der Jahre waren elf Diakonissen und fünf Prediger aus der Gemeinde Delmenhorst hevorgegangen. Der Weltkrieg hinterließ auch in der Gemeinde seine Spuren. Elf Glieder der Gemeinde sind auf dem Felde der Ehre gefallen. Auch die Prediger zogen hinaus in den Kampf für Volk und Vaterland. Die Gemeinde wurde in de Zeit von Bremen aus bedient.
Immer mehr wuchs die Gemeinde, so dass sie schon im Jahre 1927 die stattliche Zahl von 430 Mitgliedern aufweisen konnte. 1921 fand die erste „Jährliche Konferenz“ statt. Der damals veranstaltete Gesangsgottesdienst fand in der evang.-luth. Kirche statt, die an diesem Tage 1500 Seelen in sich aufnehmen durfte.
Ein Prediger konnte das Werk nicht mehr schaffen. Unter Prediger Schüppels Arbeit wurde in Grüppenbühren eine Kapelle erbaut, so dass Neerstedt und Grüppenbühren selbständiger Bezirk wurden.