Ich habe Zeit
Pastor Rudi Grützke führt ins Thema ein.


Tagebuch einer Elfjährigen
Montag:
Heute Abend haben meine Eltern keine Zeit für mich. Der Steuerberater kommt. Eine elfjährige Tochter, so hat Vater mir gesagt, muss doch Verständnis dafür haben, dass sie nicht stören darf und ruhig im Bett liegen muss, wenn wichtige Dinge besprochen werden. Ich werde ganz brav sein im Bett.
Dienstag:
Die Nachbarn haben eingeladen. Und Mutter hat gesagt: “Unsere Nachbarn sind doch so nette Menschen, und man freut sich immer, wenn man mit netten Menschen sprechen kann.“ Ich werde an nette Menschen denken, wenn ich im Bett liege.
Mittwoch:
Vater muss zum Skatabend. Da gibt es wichtige Männer, mit denen man über wichtige Dinge sprechen kann. Das hat Vater gesagt. Mutter will am Abend bügeln. Ich werde, wenn ich im Bett liege, an gebügelte Wäsche denken. Und an wichtige Leute auch.
Donnerstag:
Heute Abend ist ein wichtiger Vortrag der Frauengemeinschaft. Mutter darf dabei nicht fehlen. Ein Mann spricht über Schädlingsbekämpfung auf Formosa. Vater ist müde und will sich früh ins Bett legen. Vielleicht denkt er auch an die Schädlingsbekämpfung auf Formosa, wie ich. Vielleicht ist Formosa gleich nebenan.
Freitag:
Eigentlich hätten meine Eltern heute Abend Zeit für mich. Das haben sie gesagt. Aber im Fernsehen wird ein Film gezeigt, den ein elfjähriges Mädchen nicht sehen soll. In fünf oder sechs Jahren darf ich den Film auch sehen, hat Mutter gesagt. Wenn ich heute Abend im Bett liege, werde ich versuchen, fünf oder sechs Jahre weiterzudenken. Vater und Mutter dürfen das aber nicht wissen.
Samstag:
Sehr wichtiger Vortrag im Bildungswerk. Eine sehr wichtige Person spricht über das Thema: “Das Gespräch mit den Kindern“. Vater und Mutter meinen, sie dürften dabei nicht fehlen. Nach dem Vortrag gibt es eine Diskussion. Die kann lange dauern, habe ich gehört. Auch daran werde ich denken, wenn ich im Bett liege.
Sonntag:
Über das “Gespräch mit den Kindern“ haben Vater und Mutter viel Gedrucktes mit nach Hause gebracht. Das wollen sie heute Abend lesen. Ich soll dabei nicht stören.
(aus: W. Hoffsümmer: Kurzgeschichten 2. 222 Kurzgeschichten für Gottesdienst, Schule und Gruppe. Matthias-Grünewald- Verlag, Mainz.)
Die Sonntagsschulkinder sind zum Thema Zeit auch gefragt. Sie dürfen abschätzen wie lang eine Minute denn wirklich ist.

Jürgen erzählt die Geschichte von Maria und Marta (Lukas 10, 38-42)

Maria und Marta
Als sie aber weiterzogen, kam er (Jesus) in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf.
Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu.
Marta aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen. Und sie trat zu hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach, daß mich meine Schwester läßt allein dienen? Sagt ihr doch, daß sie mir helfen soll!
Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast viele Sorge und Mühe.
Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.