Da berühren sich Himmel und Erde
150 Jahre Kapelle Neerstedt
Vor 150 Jahren in einer wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeit beschloss die gerade gegründete Gemeinde in Neerstedt ein Gotteshaus zu bauen. Am 17. Januar 1857, anlässlich der »Vierteljährlichen Konferenz der Oldenburger Mission« in Hasbergen, wurde ein Baukomitee gegründet. Den Bauplatz stellte Hinrich Steffen (Nachfahren gehören übrigens noch heute zur Gemeinde) zur Verfügung und bereits im Jahr 1859 konnte die Kapelle eingeweiht werden. Besonders erwähnenswert ist, dass die Kapelle ohne fremde Unterstützung ganz aus eigenen Mitteln erbaut werden konnte und auch ein Großteil der handwerklichen Arbeiten von Gemeindegliedern ausgeführt wurde.
150 Jahre Kapelle, dass haben die Neerstedter richtig gefeiert. Am Freitag, den 19. Juni 2009 waren die Nachbarn aus der Dorfstraße zu Gast. Sie hatten dazu am Vortag einen wundervollen Kranz gebunden und wurden von der Gemeinde mit Musik des erst vor wenigen Tagen ins Leben gerufenen Bläserquintetts und mit einem Sektempfang herzlich begrüßt. Nachdem der Kranz fertig geschmückt war, lud die Gemeinde zum Grillfest in den Kapellengarten ein. Bei Steaks, Bratwürsten und Salaten waren bald alle Plätze im Zelt gefüllt. Einige Nachbarn erzählten von Erinnerungen an die Sonntagsschule in der Kapelle, andere haben am diesem Freitag die Kapelle das erste Mal von innen gesehen. Interessiert waren alle an der Geschichte der kleinen Kapelle, die in den letzten Jahren nach einigen Renovierungsarbeiten ein Schmückstück in der Dorfstraße ist.
Am Samstagabend stand schon die nächste Feier an. Nach einem Sektempfang eröffnete Pastor Rudi Grützke den Festabend. „150 Jahre – das ist schon allerhand!“ so begrüßte er Gemeinde und Gäste. Er erinnerte daran, dass in diesen Jahre viele Menschen in der Kapelle ein- und ausgegangen sind und sich dafür eingesetzt haben, das das Haus bis heute Bestand hat und eine lebendige Gemeinde beherbergt.
Als Vertreterin der Gemeinde Dötlingen und des Bürgermeisters erinnerte Ratsfrau Ute Ziemann daran, dass die damaligen Gründer und Erbauer der Kapelle 1859 ohne fremde Mittel in einer geschichtlich nicht leichten Zeit den Aufbau wagten, und auch ja zu ihrem Glauben sagten. Dieses habe sich bis heute fortgesetzt.
Pastor Manfred Rose kam als Vertreter der Evangelisch lutherischen Gemeinde Dötlingen. Er erinnerte in seiner Festrede an die gute Zusammenarbeit der Gemeinde im Rahmen der Ökumene. Auch die in der Kapelle schon seit vielen Jahren geleistete Seniorenarbeit findet seine Anerkennung. „Ich fühlte mich hier ein Stückchen zuhause und viele Gesichter sind mir gut bekannt“. Mit diesen Worten erinnerte er daran, dass er selbst aus der Methodistischen Gemeinde in Edewecht stammt. „Ich hoffe, dass Sie für die Zukunft Menschen und zeitgemäße Formen finden, die Kapelle und die Kirchengemeinde weiter zu führen.“
Superintendent Uwe Onnen erzählte, dass er ja eigentlich als „Delmenhorster Junge“ auch ein Stückchen Neerstedter sei und sich mit Freude an die Freizeiten und Jugendwochenenden in der Kapelle zurückerinnere. Das wichtigste ist für ihn aber, dass die Gemeinde nach schweren Jahre nun wieder über neue Kräfte verfüge und die Kapelle ein Ort ist, an dem man seinen Glauben bekennen kann.
Die Musiker des Bläserkreises Delmenhorst, die Harmoniumspieler Iris Ben Ammou und Harald Robbe, der Gemeindesingkreis und Maria Grützke am E-Piano sorgten für den musikalischen Rahmen.
Nach den Festreden konnten sich alle Gäste bei einem Imbiss im Kapellengarten stärken.
Mit einem Fanfarenruf luden die Bläser dann zum zweiten Teil des Abends ein. In einem Gespräch am Küchentisch brachten Waltraud Martens, Erich und Helene Egbers und Gunda Henning Episoden aus der Vergangenheit in Erinnerung.
Harald Robbe, Marcus Martens, Gerold Lüschen und Hartmut Hedemann ließen den Sängervater Ernst Gebhardt - einen der ersten Prediger in Neerstedt - mit seinen „Zöglingen“ wieder auferstehen. In einer amüsanten Geschichte berichteten sie von den beschwerlichen Wegen zu den einzeln Predigtstellen im Oldenburger Land. Als Prediger Gebhardt das mitgebrachte Wanderharmonium erklingen ließ, sang die Gemeinde sofort lautstark mit.
Als Harald Robbe später seine Geschichte von der Kirchenmaus, die das alte Harmonium in Neerstedt zweimal stark beschädigt hatte zum Besten gab kam Charlotte, eine von Ingeburg Lüschen gespielte Handpuppe, zu ihrem Einsatz. Gemeinsam mit der von Brigitte Hedemann gespielten Kirchenmaus „Matz“ erinnerten sie im Spiel nochmals auf humorvolle Art an Zeiten ohne Harmonium. Die Kinder lauschten gespannt und die Gäste hatten Freudentränen in den Augen.
Am Sonntag begann das Programm in der überfüllten Kapelle mit einem Festgottesdienst. Superintendent Uwe Onnen predigte zum Jubiläumsthema „Da berühren sich Himmel und Erde“. Auch die Delmenhorster Bläser unter der Leitung von Lothar Schütte und der Gemeindesingkreis, dirigiert von Maria Grützke, gestalteten diesen Gottesdienst sehr abwechslungsreich.
Die weitere Jubiläumsfeier stand ganz im Zeichen der Familien. Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Kirchengarten hatten die Kinder die Möglichkeit an einem Ballonwettbewerb teilzunehmen. Nach der großen Kaffeetafel gaben einige Delmenhorster und Neerstedter Bläser mit einem Platzkonzert der Feier einen würdigen Abschluss.